So wie hier in Witzenhausen bei Kassel soll es bald auch in Hochkirchen aussehen.

Quer durch Köln

Mal so richtig ackern 

VON STEFANIE PIONKE, 16.02.05, 08:10h

Hochkirchen - Im Supermarkt hat es meist ein extra Fach: Gemüse - wie der Aufkleber verspricht - aus ökologischem Anbau. Aber: Ist immer Öko drin, wo auch Öko draufsteht? In Hochkirchen können solche Zweifel von diesem Frühjahr an ausgeräumt werden. Dann nämlich kann im Selbsternte-Projekt „Gartenglück“ jeder seine eigene Öko-Gemüseparzelle bestellen.

Die 26-jährige Katrin Ivanov-Below und ihr Mann Evgeny Ivanov haben beide Ökologische Landwirtschaft an der Universität Kassel studiert. Am Standort Witzenhausen, 40 Kilometer von Kassel entfernt, führt die Hochschule, die übrigens europaweit als einzige „Ökologische Agrarwissenschaft“ als Fach anbietet, schon seit einigen Jahren ein Gemüse-Selbsternteprojekt durch. „Dort“, so die junge Öko-Landwirtin, „habe ich bereits einige Erfahrungen sammeln können.“ Mit „Gartenglück“ wollen Katrin Ivanov-Below und ihr Mann Evgeny ihre Kenntnisse nun im Kölner Süden umsetzen. Ihre Begeisterung für die ökologische Landwirtschaft und die Arbeit mit Menschen möchten sie sinnvoll verbinden: Nach den Richtlinien des ökologischen Landbaus - keine Kunstdünger und chemischen Pflanzenschutzmittel - wollen sie die Kölner motivieren, selbst zur Harke zu greifen.

Nach skeptischen Reaktionen einiger ortsansässiger Landwirte pachtete das Paar schließlich vom Rondorfer Bauern Hans-Willi Buchmüller einen Acker am Weißdornweg. Zurzeit lässt es sich nur schwer vorstellen, dass dort von Mai an - je nach Nachfrage - 25 bis 45 Parzellen in der Größe von 85 Quadratmetern stehen werden. 25 verschiedene Gemüsearten und Salate soll jede beherbergen. „Das deckt den Gemüsebedarf einer vierköpfigen Familie für ungefähr ein Dreivierteljahr“, erklärt Ivanov-Below. Gärtnerische Kenntnisse, so die Öko-Landwirtin, müsse man nicht mitbringen. Informationen rund um das jahreszeitliche Gartengeschehen, regelmäßige Beratungstermine sowie die nötigen Geräte und Gießwasser würden vom „Gartenglück“-Team zur Verfügung gestellt. Um die Kosten zu decken, bemüht sich das Paar zurzeit um Fördergelder: „Wenn das Projekt gut anläuft, wird es sich im nächsten Jahr selber tragen.“

Neben Gemüsepflege und Ernte wird „Gartenglück“ zudem ein gemeinschaftliches Kräuterbeet und einen Streichelzoo beherbergen. Mini-Schweine, Lämmer und zwei Mutterschafe werden ihr eigenes Gehege bekommen: „Kinder können so landwirtschaftliche Nutztiere kennen lernen und den Schweinen die Gemüse-Abfälle verfüttern - damit auch wirklich alles verwertet wird“, sagt Ivanov-Below. Überhaupt ist es dem „Gartenglück“-Team wichtig, Kindern mehr Verständnis für die Natur zu vermitteln: „Bei uns sehen sie dann, wo ihr Essen herkommt. Außerdem werden wir einen speziellen Kinder-Garten anlegen, wo schon die Kleinsten jäten und ernten können.“ Aber auch für die Großen werde es extra eine Wiese zum Entspannen geben. Eine feste Zielgruppe hat „Gartenglück“ nicht: „Wer sich interessiert, kann eine Parzelle bekommen, Familien mit Kindern, eine Gruppe von Studenten, ältere Leute - im Idealfall entsteht so ein schöner Treffpunkt.“

In den nächsten Wochen werden Samen und Saatgut bestellt, von April an sät und pflanzt das „Gartenglück“-Team das Gemüse und kümmert sich anschließend um das junge Grün. Im Mai werden bei einem Eröffnungsfest den Hobbygärtnern ihre Parzellen für die laufende Saison übergeben - und damit auch die Verantwortung für das junge Gemüse. Dann steht erst mal Jäten, Gießen und Hacken auf dem Programm - bis Anfang Juni schon die erste Ernte da ist. „Grob zwei Stunden pro Woche“, sagt Ivanov-Below, „muss man schon in die Parzelle investieren.“ Bei den allwöchentlichen Beratungsterminen schauen die jungen Öko-Landwirte auch nach, ob überall der „grüne Daumen“ ausgeprägt genug ist. Lässt einer sein Gemüse verwahrlosen, wird ihm rechtzeitig auf die Finger geklopft.

(KStA)

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